Jennifer Rostock in Berlin - Eine Achterbahnfahrt der Gefühle

Das Licht geht aus. Die Show beginnt. Ein Blitz. Für einen Moment ist ein Schatten zu sehen. Gänsehaut. Der nächste Blitz. Es ist: Die sich hinter einem Vorhang räkelnde Jennifer. Bassist Christoph springt auf die Bühne. Nach und nach werden auch die anderen Bandmitglieder sichtbar. Frontfrau Jennifer lässt den „Genau in diesem Ton“-Vorhang hinter sich, begrüßt das schreiende Publikum und erfüllt die Berliner Columbiahalle mit den ersten Zeilen von „Baukräne“. Jennifer Rostock spielen eine gute Mischung von alten und neuen Songs, die nur für Pfeffi-Pausen unterbrochen wird. Doch wo sind sie auf einmal hin? Klammheimlich hat sich die Band auf eine kleine Plattform mitten im Publikum verkrümelt. Von dort aus durften sich die Fans an „Irgendwo anders“ und „Jenga“ erfreuen, jeweils in akustischer Version. Die kurze Unplugged-Session wurde lediglich durch Joe mit einem Hello Kitty Keyboard und Vertretungsgitarrist Elmar begleitet. Dass Jennifer auch eine verletzliche Seite hat, wurde an diesem Abend nur allzu gut sichtbar. Bevor sie ihren Song „Jenga“ anstimmte, hat sie ihrem anwesenden Ex-Freund für die „schönste Beziehung“, die sie je hatte, gedankt. Nachdem nicht nur dieser, sondern auch Jennifer zu Tränen gerührt waren, haben sich die Fans alle gegenseitig angeschaut, um sicherzugehen, dass man nicht als einziger feuchte Augen bekommen hat. Doch diese Stimmung war spätestens nach der Kampfansage an Homophobie „Ein Schmerz und eine Kehle“ verflogen. Natürlich wurde auch wieder ordentlich im Moshpit gepogt, Jennifers Rotze wurde getrunken, den Nazis wurden die Mittelfinger gezeigt und es folgten die Zugaben. Zusammen mit Sven, der seit 2014 bei Jupiter Jones singt, bekam „Schlaflos“ einige neue Facetten. „Es war nicht alles schlecht“ mit War from a Harlots Mouth-Sänger Nico forderte die letzten Reserven der Fans. Und dann endlich: „Hengstin“! Das Finale eines emotionsgeladenen Abends, der abermals zeigte, wie sehr sich ein Konzert von Jennifer Rostock lohnt!

Text & Bild: Julia Heine